Heimatgedichte
Der Erntekranz!
Wenn der liebe, freundliche Sommer weicht
und der Herbstwind über die Felder streicht,
dann macht sich die junge Schnitterin auf.
Sie sammelt Blumen und Ähren zuhauf
und bindet zum fröhlichen Erntetanz
mit Sang und Scherz einen duftenden Kranz.
Sie bindet ihn sorgsam und flicht in die Mitte
Blumen und flatternde Bänder hinein.
denn zieren soll er die ländliche Hütte,
soll freudigen Dankes ein Denkmal sein.
Kommt dann der Winter und fallen die Blätter,
welken die Blumen, scheidet das Jahr,
so nehmen wir fröhlich bei stürmendem Wetter
des lieben verwelkendem Kranzes wahr.
Und Erinnerung besucht uns aus ferneren Zeiten
als Feld und Hag noch in Blüten Stand,
und das Wiederkommen froher Freuden
ist ein teures Unterpfand.
Denn säen und ernten kommt immer wieder
und blühen und welken ist Los.
Die Wolke träufelt ihren Segen nieder,
und aus der Erde erstorbenem Schoß
winden sich zu neuen Kränzen
Blüten und Blumen und Ähren los.
Drum wie auch scheiden und lassen uns reut
und wie sich auch wandelt die wechselnde Zeit,
bewahrt man sich daheim einen duftenden
Kranz aus vergangenen Stunden.
Anna Kühler
Die Schnitterin
Die Schnitterin
Der Himmel gab uns seinen Segen,
der letzte Wagen fuhr herein.
Verschont von Sturm, Gewitter, Regen,
hat uns gelacht der Sonne Schein.
Wie führten wir die Sensen wacker,
nun schließt man schon die Scheunen zu.
Verlassen haben wir den Acker
und unsre Hände haben Ruh‘.
Nur eins noch darf man uns nicht wehren,
zu flechten einen Erntekranz.
Kornblumen sind’s und gold’ne Ähren
als schönster Schmuck bei frohem Tanz.
Kornblumen, die in schweren Zeiten
von zarter Kinderhand gepflückt,
gemildert einer Mutter Leiden,
die einst die Könige entzückt.
Die körnerreichen Ähren
werden durch ihr Gewicht herab gebeugt,
durch sie wird segensreich auf Erden
des Volkes wahres Glück erzeugt.
Der unsere Fluren hat gesegnet,
gesegnet unsrer Hände Fleiß,
Der unsrer Freud den Grund geleget,
Ihm sei die Ehre, Ihm sei der Preis.
Ehre sei Gott!
Anna Kühler
Mit freundlicher Genemigung der Fam. Kühler